tim hecker "ravedeath 1972"

tim_hecker_ravedeath_1972basierend auf aufnahmen mit der orgel der frikirkjan kirche in reykjavik, island. zusätzlich: computer, synth, piano, mikrofon, rückkopplungen (aus dem gitarren-verstärker).

 

die orgel oder zumindest ihr sound sind für tim hecker spätestens seit „harmony in ultraviolet“ wichtig, so umfassend wie mit „ravedeath 1972“ hat er diesem sound aber noch kein album gewidmet. im ergebnis ist dies viel mehr als die beschreibung einer durchgehenden soundgrundlage; es ist der grund für eines der flüssigsten tim hecker alben überhaupt: die bewussten musikalischen brüche, die tim hecker gerne entwickelt und die seine arbeiten (unter anderem) deutlich von denen anderer, in ähnlichen feldern grasender absetzen, finden auf „ravedeath 1972“ überraschenderweise überhaupt nicht mehr zwischen den einzelnen stücken statt; das aufeinanderprallen unterschiedlicher trackidentitäten, dass auf dem vorgängeralbum „an imaginary country“ noch allenthalben präsent war, ist abgelöst durch einen fluss, dessen klangästethik durch die farbgebung des altweiss / graubraunen covers perfekt illustriert wird: an den rändern zerrieben, korrodiert, kurz vor dem zerfall; selbst dann, wenn die orgel in einzelnen parts (z.b. „in the air i-iii“) mächtiges volumen gewinnt. und diese homogenität ist kein bisschen langweilig; nahezu jedes stück besitzt eine fast fragile komponente, indem flächen bewusst zerrissen werden, abrupte lautstärkemodulationen greifen oder sich störgeräusche einflechten; das album bekommt vielmehr etwas konzepthaftes, eine (nicht vordergründig formulierte) gesamtaussage, die durch die verbindung einzelner titelnahmen mit dem originalen, 1972 das erste mal stattgefundenen, als protest gemeinten „piano drop“ („the piano drop“) bzw. ausdrücken musikalischer hassliebe („hatred of music i-iii“, „studio suicide, 1980“) noch an kraft gewinnt.
zumindest in der imagination...
eines der besten tim hecker alben; für mich in einer reihe mit meinen all-time-lieblingen „haunt me haunt me do it again“ und „presents radio amor“

schöne grüße

N

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http://www.myspace.com/timothyhecker