Micatone - Wish I was here

micatone_wishWenn dem neuen Werk einer Band Reife und Erwachsensein attestiert wird, bedeutet das zumeist, dass der Sound einem breiteren Publikum zugänglich wird.

Micatone ließen sich sieben Jahre Zeit, um erwachsen zu werden. Im Jahr 2005 erschien mit „Nomad songs“ das letzte Album der Berliner Formation. Allerdings brachten sie in den dazwischen liegenden Jahren mit fast identischer Besetzung drei Alben als Nylon heraus und Sängerin Lisa Bassenge spielte zudem drei Solo-Alben ein.

Untätigkeit gehört somit nicht zu den Eigenschaften der vier Stamm-Mitglieder von Micatone. Als Micatone legen die Berliner nun mit „Wish I was here“ eine Album vor, das...nun ja...erwachsen klingt. Anders ist der Sound zunächst nicht zu beschreiben, mischen sich doch so viele Einflüsse darunter, dass ein Auseinanderdividieren schwer fällt. Cowboygitarren, Schmalzstreicher, antike Synths, Sombrerotrompeten und einiges mehr verschmelzen zu einem warmen Sound, der große Coolness transportiert. Mit Unterstützung prominenter Gastmusikern wie beispielsweise Earl Harvin, langjähriger Drummer von Air, und Martin Wenk, der auch schon mal für Calexico ins Horn stieß, gelingt es Micatone, viele Einflüsse zuzulassen, aber keinen Oberhand gewinnen zu lassen.

Der überwiegend live eingespielte Sound verkörpert antiquierte Hitparadenästhetik genauso wie urbane Hipness und erinnert daran, dass die geschmackliche Distanz zwischen Retromöhre und iPhone nur eine kurze ist. Man muss sich natürlich auf Lisa Bassenges Stimme einlassen, die sich schon mal nach Wurzelbehandlung im Nebenzimmer anhört, aber meist auffällig elegant ist.

Möglicherweise erreicht Micatone mit „Wish I was here“ tatsächlich, wonach so viele streben: Zeitlosigkeit. Was mit „Erwachsenwerden“ nur unzureichend beschrieben wäre.

Erscheinung: 2012 (02.03.)

Label: Sonar Kollektiv
www.micatone.de
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