Gefühlte Ewigkeiten nach der gefühlten EP Seclusion gibt es endlich mal wieder neues von den passionierten Horror-Fans Aereogramme. Allerdings beschränkt sich das Zurschaustellen der Vorliebe diesmal auf den Titel, der dem Exorzisten entnommen die Brücke zum selbsterdachten Psycho-Horror-B-Movie auf Seclusion schlagen darf. Sonst gilt: wenig ist wie vorher.
Das dürfte vor allem dem Umstand geschuldet sein, dass Sänger Craig B temporär einen totalen Stimmverlust erlitt und sein bezauberndes Organ nur mit viel Pflege und Glück wiedererlangt haben dürfte. Schreiausbrüch sind hiermit jedenfalls erledigt, und der schon ruhige, hohe Gesang büßt auch noch ein wenig an Lautstärke ein. So weit, so anders.
Dementsprechend ruhiger fällt auch das gesamte Album aus. Lautstärkemaxima wie in Indiscretion #243 auf Sleep And Release sucht man vergebens. Trotzdem: die Dynamik ist weiter da. Kunststück. Das können nicht viele. Aber wieso eigentlich nicht den Dynamikumfang anstatt von ruhig bis laut einfach auf von sehr leise bis ruhig ändern? Dazu noch die Instrumente ein Stück weiter hinter die Stimme gemischt und fertig ist Ton-gewordene Poesie, wie ein Anrollen sanfter Wellen gegen einen dunkel gelegenen, einsamen Steg an einem schottischen Hochland-See, über dem Nebelschwaden bedrohliches erahnen lassen könnten, das vielleicht doch niemals kommen wird. Okay, ich sehe ein, das ist dick aufgetragen. Geradezu kitschig. Aber "My Heart Has A Wish That You Would Not Go" malt Bilder. Direkt am Ohr vorbei auf die Großhirn-Rinde. Kunststück. Können nicht viele. Und deshalb sind Aereogramme auch trotzdem immer noch Aereogramme. Und das ist auch gut so.
P.S.: nicht von dem Promofoto einschüchtern lassen. Da kommt nur die Horror-Affinität durch.
Bandwebseite: http://www.aereogramme.co.uk/
Label: http://www.chemikal.co.uk/
Fotos: Pressefreigabe, Promofoto der Band von Jayne Duncan