Marie-Jo Thério – Marie-Jo Thério (naive/Indigo)

TherioWenn man Französisch singt, weiblichen Geschlechts und singende Solistin ist, sieht man sich stante pede mit den unvermeidlichen Vergleichen mit diversen lebenden bis toten Chanteusen konfrontiert. Ich erspare mir von vornherein die Nennung dieser Namen. Denn diese Tatsache eignet sich bestenfalls dazu, eine Plattenrezension elegant einzuleiten, nicht dazu, den Gesang der Kanadierin Marie-Jo Therio auch nur annähernd zu beschreiben.

Marie-Jo Thério aus Montreal ist nämlich mehr als nur eine Sängerin. Sie ist, v.a. in ihrer Heimat und in Frankreich, gleichermaßen als Schauspielerin, Musikerin und Songwriterin etabliert. Schon mit zehn Jahren saß sie am Klavier, mit Dreizehn schrieb sie ihre ersten eigenen Songs. Ihr Literaturstudium in Montréal finanzierte sie sich mit Klavierauftritten in Cafés. Es folgte eine "Zwischenkarriere" als Schauspielerin, u.a. stand Thério drei Jahre lang für die populäre kanadische Serie "Chambres en ville" vor der Kamera. 1995 erschien ihr Debütalbum "Comme de la Musique", es folgten "La Maline" und das Musical "Arbre à fruits, arbre à fruits". Sie alle zeugen von Thérios außergewöhnlicher künstlerischer Leidenschaft.

Und was ist das für eine Leidenschaft! Diese Frau singt nicht nur, nein, sie nimmt dich an die Hand und führt dich durch ein ganzes Land frei fließender Emotionen, denen du nichts mehr entgegenzusetzen hast als die pure Hingabe. Du fällst auf die Knie und dankst selbst als Atheist Gott dafür, dass du so etwas hören darfst. Es ist egal, ob sie nur wispert, haucht, spricht, swingt, schallert oder dich in einem vokalen Ausbruch durch den Gefühlsraum schleudert - es reißt dich aus deinem aktuellen Dasein und lotst dich in ein anderes Gestade.

Die Instrumentierung begleitet diesen Gesang so subtil, dass die perfekte Symbiose aus Intonation, Melodie, Modulation, changierenden Klangfarben von Piano, Gitarre, Bass, Percussion, Klarinette, Akkordeon, Melodika und Xylophone entsteht. Die Hälfte dieser Instrument spielt Thério selbst. Für den Rest bekam sie Unterstützung von Bernard Falaise, Steve Arguelles, Bill Dillon, Olivier Bloch-Lainé, Christophe Minck, Eric Sauviat und Gabriel Pérez sowie Marie-Jeanne Séréro.

Es ist eigentlich müßig, weitere Worte über diese Frau und diese Musik zu verlieren. Ihr glaubt mir nicht? Ihr haltet mich für bestochen, verliebt oder bedröhnt? Geht doch einfach ins Geschäft eures Vertrauens und hört euch nur die erste Minute des ersten Stückes Café Robinson an. Dann versteht ihr...

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